Überlegungen zu Ökologie und Kultur

Der folgende Text ist der erste Versuch einer Verschriftlichung von Gedanken, die seit geraumer Zeit in mir reifen, und doch noch nicht vollendet sind. Sie kreisen um Ökologie und Kultur, um Naturverbundenheit und Spiritualität.

Naturvölker

In meinem Leben hatte ich bisher drei Mal das Glück mich mit Menschen aus Naturvölkern auszutauschen und von ihnen zu lernen. Diese Menschen hatten trotz der unterschiedlichen Kulturen, denen sie angehörten eine wichtige Gemeinsamkeit: sie waren mit der Erde verwurzelt und betrachteten sich als Teil der Natur. Dieses Axiom war das Fundament ihrer Kultur und damit die Grundlage für ihr Moralverständnis und ihr gesamtes Handeln. Für sie waren alle Elemente der Natur Teil eines universellen Lebensnetzes, das die materielle und spirituelle Welt umspannt. Durch dieses Netz sind alle Lebewesen miteinander verbunden. Zwar unterschieden sich die Bezeichnungen und Bilder dieses universellen Lebensnetzes voneinander, doch die Essenz war die selbe.
Das Leben an sich ist ein zusammenhängender Organismus und daher sind alle Lebewesen ein Teil von uns und wir ein Teil von ihnen. Die Menschen aus Naturvölkern die ich traf, achteten jedes Lebewesen wie einen Teil von ihnen selbst und drückten dies in ihrer Kultur durch Ehrungen aller natürlichen Elemente und in ihrem Handeln durch liebevolle Pflege ihres Umfelds aus.

Verbindung

Ich vermute, dass die Achtung vor dem Gegenüber das Fundament aller Kulturen auf dieser Erde bildet und für Menschlichkeit an sich steht.
Doch um uns mit der Natur verbunden zu fühlen, brauchen wir Wurzeln. Hier vermute ich die Verbindung zwischen Ökologie und Kultur. Denn ist es nicht unsere Kultur, die uns mit unseren Ahnen verbindet und sind es nicht unsere Ahnen, deren Körper sich längst in neues Leben auflösten, die uns schließlich mit unserem Ursprung, der Natur, verbinden?

Im Westen

Ich glaube, dass heutzutage die meisten Kulturen der westlichen Welt nicht mehr mit ihren Ursprüngen verbunden sind. Dies geht soweit, dass der Ursprung großer Feste wie z.B. Weihnachten für viele unklar ist. Der christliche Hintergrund ist den meisten vielleicht noch bekannt, dass aber schon vor dem Christentum Feste um die Wintersonnenwende gefeiert wurden, wissen viele nicht mehr. Vermutlich vermischten sich die Traditionen mit dem Einzug des Christentums in Nord- und Mitteleuropa und verwischten so die Spuren ihrer ursprünglichen Botschaften.
Mit der Industrialisierung begann die Werbung allmählich unseren Drang nach rituellen Festen zur Steigerung des Konsums zu nutzen, indem sie den Geist unserer Feste verdrehte. Unsere Kultur wurde zum Pop und entleerte sich ihrer ursprünglichen Spiritualität.
Die Globalisierung verstärkte diesen Wandel wohl, weil sie vereinheitlichte und normierte.
Für mich haben die Kulturen der westlichen Welt durch diese Prozesse einen Großteil ihrer ursprünglichen Bedeutungen verloren. Besonders in Gebieten wo das Christentum dominiert, wird mir der kulturelle Abbau besonders klar. An Weihnachten beispielsweise zeigt er sich durch den "Weihnachtsstress", der so viele befällt und ihnen die Besinnung unmöglich macht. Statt eines Festes der Nachdenklichkeit, der Ruhe und der Dankbarkeit, wird Weihnachten immer mehr zum Höhepunkt des Konsumjahres.

Kultur und Natur

Für mich ist Kultur das Vehikel zu Spiritualität und Spiritualität ist für mich in Verbindung zu treten mit dem universellen Lebensnetz. Unter diesem Gesichtspunkt erscheint die moderne Kultur der westlichen Welt geschwächt und entleert. Um die Natur zu schützen, sollten wir solche Kulturen erhalten und weiterentwickeln, die uns mit dem Leben verbinden.
Den Weg des ungezügelten wirtschaftlichen Wachstums können wir nur dann vollständig verlassen, wenn wir unsere Traditionen von neoliberaler Ideologie befreien.
Lebendige Kultur kann uns Orientierung in unserem Handeln schenken. Sie ist die Weisheit unserer Ahnen, die durch die letzten Naturvölker unserer Erde konserviert wird.

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